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1.4. Der psychologische Test

Unter dem Begriff psychologischer Test werden alle Erhebungsverfahren zusammen gefasst, die dazu geeignet sind, aktuelle Zustände oder grundsätzlich vorhandene Eigenschaften zu erkennen. Er ist ein unverzichtbarer Bestandteil der vorbereitenden und überwachenden Diagnostik. Der Psychotest gibt den jeweiligen Ist-Zustand wieder und macht es so auch möglich, die in einer Therapie erzielten Ergebnisse zu überwachen. Ebenso können die bestehenden Unterschiede zwischen verschiedenen Probanden herausgefunden werden. Psychologische Tests kommen sowohl in der klinischen als auch in der forschenden Psychologie zur Anwendung.

Die verschiedenen psychologischen Tests werden nach mehreren Kriterien differenziert. Sie unterscheiden sich einerseits durch die Durchführung, Auswertung und Interpretation. Eine weitere Unterscheidung wird nach dem Grad der Standardisierung vorgenommen. Bei der Standardisierung vom Psychotests werden die Kriterien Instruktionen, Items, Antwortmöglichkeiten und äußere Einflüsse sowie die Auswertung und die möglichen Interpretationen heran gezogen. Eine Vergleichbarkeit der Testergebnisse ist nur dann gegeben, wenn eine weitgehende Standardisierung erzielt wird und noch dazu eine objektive Auswertung möglich ist.

Für die Gütekriterien für psychologische Tests sind allgemein verbindliche Richtlinien entwickelt worden. Dafür zeichnen Raatz und Lienert verantwortlich. Ihre Definition der Qualität von Psychotests stellt auf insgesamt fünf Kriterien ab. Dazu zählen die wissenschaftliche Fundiertheit sowie die Durchführung unter jederzeit wiederholbaren einheitlichen Bedingungen. Sie müssen eine relative Bestimmung der Position eines Probanden innerhalb einer Gruppe oder in Bezug auf ein bestimmtes Merkmal möglich machen. Als vierte Forderung wird die empirische Abgrenzbarkeit benannt. Außerdem stellen Raatz und Lienert in ihrer Definition der Qualität die Forderung auf, dass die zu untersuchenden Kriterien sowohl metrisch als auch eindimensional abgebildet werden müssen.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es hinsichtlich psychologischer Testverfahren eine Besonderheit zu beachten. Sie sind in der DIN 33430 normiert worden. Ihre Erfüllung ist freiwillig. Eine rechtliche Verpflichtung zur Einhaltung dieser Norm gibt es nicht. Parallel dazu wurden auch von der Föderation der Deutschen Psychologenvereinigung Richtlinien zur Qualitätssicherung entwickelt. Sie werden als so genannte „TBS-TK Checklisten“ bezeichnet.

Der psychologische Test kann aktuell drei verschiedenen Arten zugeordnet werden. Sie umfassen die Urteilstests, die Leistungstests sowie die Deutungstests. Als Unterart, die sich mehreren Oberkategorien zuordnen lässt, ist der Persönlichkeitstest entwickelt worden. Eine weitere Differenzierung der Tests wird danach vorgenommen, ob bei den möglichen Antworten mit harten oder weichen Kriterien gearbeitet wird. Sie werden in der Fachsprache als „Hard-Skills“ und „Soft-Skills“ bezeichnet.

Im Fernstudium Psychologie muss man sich auch mit den PSNYDEX-Klassifikationen der psychologischen Tests auseinander setzen. Bei PSYNDEX handelt es sich um ein System, in dem die verschiedenen Verfahren dokumentiert werden. Hier belegt die Zahl der klinischen Testverfahren aktuell den Spitzenplatz. Danach rangieren die Persönlichkeitstests, während die die Leistungstests, Entwicklungstests und Intelligenztests den dritten Platz bei der Anzahl der verfügbaren Verfahren teilen.

Auch werden im Fernstudium Psychologie die Unterschiede für psychologische Tests nach den Erhebungsmethoden gelehrt. Aktuell differenziert man in die Papier-Bleistift-Tests und die computergestützten Tests, wobei bedacht werden muss, dass auch immer mehr hybride Verfahren entstehen. Computergestützte Tests haben den Vorteil, dass sie sich in einem höheren Grad standardisieren lassen. Auch bieten sie eine besonders schnelle und vor allem objektive, weil rein rechnerische Auswertung.

Bei der Entwicklung psychologischer Tests werden derzeit zwei grundlegende Vorgehensweisen unterschieden. Sie basieren wahlweise auf der klassischen oder der probabilistischen Testtheorie. Weitere mögliche Varianten stellen die externale oder induktive Konstruktion dar. Das bekannteste Beispiel für die externale Konstruktion ist das „Minnesota Multiphasic Personality Inventory“, das von Mc Kinley und Hathaway im Jahr 1951 entwickelt worden ist.