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2.3 Gedächtnis

Allgemein wird unter Gedächtnis die Fähigkeit verstanden, Informationen zu merken, zu ordnen und bei Bedarf darauf zuzugreifen. Diese Informationen erwerben wir bewusst oder unbewusst im Laufe unseres Lebens. Dies ist eine ganz wesentliche Funktion des Nervensystems.

Vom Gedächtnis im Stich gelassen? Dann sollte niemand zu Medikamenten greifen, welche angeblich die Gedächtnisleistung verbessern oder wieder herstellen können. Unser Gedächtnis funktioniert nur solange gut, wie wir für seine Fitness sorgen. Am besten eignet sich ein Gedächtnistraining, um geistig aktiv zu sein und gut merken zu können.

Für die Gedächtnisleistung des Gehirns gibt es kein bestimmtes Zentrum, wie beispielsweise das Sprach- oder Sehzentrum. Um eines unserer Gedächtnisse zu aktivieren, spielen mehrere Hirnbereiche zusammen. Es handelt sich um eine sehr komplexe Leistung unseres Gehirns. Gemessen wird die Aktivität unseres Hirns im EEG (Elektroencephalogramm).

Kurz- und Langzeitgedächtnis

Unser Gedächtnis wird in Kurz- und Langzeitgedächtnis unterschieden. Dabei sorgt z. B. das Kurzzeitgedächtnis dafür, dass wir uns an den Parkplatz unseres Autos oder die letzte Mahlzeit erinnern können. Das Kurzzeitgedächtnis wird auch als Arbeitsgedächtnis bezeichnet. Hierbei werden, genau wie beim Arbeitsspeicher des Prozessors, kleinere Mengen an Inhalten aktuell ständig für den Abruf bereitgestellt.

Unser Langzeitgedächtnis hingegen merkt sich frühere Ereignisse. Die Schulzeit, die Hochzeit oder die Geburt des Kindes werden dort abgespeichert. Mit zunehmendem Alter bleibt das Langzeitgedächtnis recht fit, während das Kurzzeitgedächtnis nachlässt. So kommt es, dass sich alte Menschen seltener an die Zusammensetzung ihrer letzten Mahlzeit erinnern können, als an die Streiche, die sie zur Schulzeit erlebten.

Beim Langzeitgedächtnis wird aber noch einmal unterschieden. So speichert das deklarative Gedächtnis Fakten des eigenen Lebens (episodisch) und darüber hinaus Koch- und Backrezepte, berufliches Wissen, historische oder politische Ereignisse usw. in Form des semantischen Gedächtnisses. Auch das prozedurale Gedächtnis gehört zum Landzeitgedächtnis und speichert motorische Prozesse (Zehn-Finger-Schreiben, Schwimmen, Fahrrad fahren, Ski fahren, Tanzen u. v. m.) Über diese Fähigkeiten denkt keiner nach, sie werden automatisch genutzt. Jedoch werden diese Fähigkeiten durch Lernen erworben.

Was ist das sensorische Gedächtnis?

Auch durch das Wahrnehmen über die sechs Sinne werden Informationen erlangt. Das Gehirn nimmt diese über die Sinnesorgane wahr und speichert sie in einen Zwischenspeicher, das Ultrakurzzeitgedächtnis. Visuelle Inhalte kommen dabei ins ikonografische Gedächtnis, auditive Wahrnehmungen ins echoische Gedächtnis usw. Bewiesen wird dies beispielsweise dadurch, dass Menschen nicht aufmerksam zuhörten, trotzdem aber zuvor auditiv wahrgenommene Äußerungen wiederholen konnten.

Interessanterweise nimmt das sensomotorische Gedächtnis im Vergleich zum Arbeitsgedächtnis zwar deutlich mehr Informationen auf. Sie gehen aber auch bereits innerhalb von Sekundenbruchteilen verloren. Aufmerksamkeit und Bewusstsein spielen für die Art der Erinnerung keine Rolle, wohl aber bei der Informationsübertragung aus dem Arbeitsgedächtnis.

Gedächtnistraining

Sehr effektive Gedächtnistrainings sind Gehirnjogging oder Sudoku. Auch Kreuzworträtsel regen die Leistung unserer verschiedenen Gedächtnisse an. Ratespiele und Kniffelaufgaben halten unser Gedächtnis fit und jung. Der Verzicht auf einen Termin- oder Einkaufszettel kann sich ebenfalls positiv auf unsere Merkfähigkeit auswirken. Allerdings sollte sich auch niemand scheuen, bei nachlassender Gedächtnisleistung auf diese Hilfsmittel zurückzugreifen. Bei allen bildet sich früher oder später die Merkfähigkeit zurück und wir schwelgen mehr oder weniger in der Erinnerung.

Gedächtnisverlust

Leider gibt es auch Krankheiten, bei denen der Gedächtnisverlust stärker als alterstypisch ist. Das ist bei einer retrograden Amnesie der Fall, wenn nach einem traumatischen Erlebnis der Mensch bestimmte Bereiche seines Lebens, schlimmstenfalls sogar persönliche Daten vergisst. Das wird auch nach einem Koma oder nach übermäßigem Alkoholkonsum, Drogen- und Tablettenmissbrauch beobachtet. Je nach Ablauf und Diagnose kann das Gedächtnis bzw. Teile des Erinnerungsvermögens für immer ausgelöscht sein oder aber nach einer bestimmten Zeit wiederkommen. Für den Körper ist dies ein Schutzmechanismus.

Der am meisten gefürchtete Gedächtnisverlust dürfte aber die Alzheimer-Demenz sein. Ihre Ursache ist noch nicht völlig erforscht, allerdings sind es bestimmte Faktoren im Gehirn, welche die Erkrankung begünstigen. Das Vorhandensein der Variante eines bestimmten Gens (ApoE) sowie Mutationen dreier anderer Gene sorgen dafür, dass reichlich Beta-Amyloid im Gehirn angesammelt wird. Dies erhöht das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um ungefähr ein Drittel.

Alzheimer tritt meist nach dem 65. Lebensjahr ein. Vergesslichkeit ist nicht das einzige Anzeichen, sondern auch Verhaltensauffälligkeiten. Man darf jedoch Morbus Alzheimer nicht mit Vergesslichkeit, Verweigerungsverhalten oder leichten kognitiven altersbedingten Störungen verwechseln.. Auszuschließen sind Depressionen (mit Denkhemmungen), Sprachstörungen und weitere neurologische Erkrankungen bis hin zu Hirntumoren oder Unterzuckerung, Schlaganfall, Psychosen oder Wahnvorstellungen. Die Diagnostik von Morbus Alzheimer ist daher schwierig und ein dauerhaft wirksames Mittel, welches zur vollständigen Heilung führt, gibt es nicht.