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2.5 Intelligenz

Der Intelligenzbegriff ist trotz jahrelanger psychologischer Studien nach wie vor sehr umstritten. Obwohl es zahlreiche Definitionsansätze verschiedener Wissenschaften zur Intelligenz gibt, konnten sich inzwischen vier verschieden Theorien etablieren:

  1. Intelligenz ist ein Sammelbegriff für alle Begabungen, die ein Individuum mitbringt und die sich je nach Person in Quantität und Erscheinungsform unterscheiden.
  2. Intelligenz ist das Vorhandensein von Handlungsstrategien, die zur Problemlösung abstrakter und konkreter Gestalt herangezogen werden können.
  3. Intelligenz ist eine Sparte der Lerntheorien, mit deren Hilfe sich das Lernen durch Versuch und Irrtum erübrigen kann.
  4. Intelligenz induziert die Fähigkeit, Situationen zu erfassen, zu deuten und in einen Sinnzusammenhang zu setzen.

Die Einflussfaktoren der Intelligenz

Ein permanentes Thema innerhalb psychologischer Diskussionen ist die Frage, ob Veranlagung oder die Umwelt für bestimmte Eigenschaften wie Verhaltensweisen oder auch die Intelligenz eines Individuums verantwortlich sind. Inzwischen konnte man sich jedoch gerade bei der Intelligenz darauf einigen, dass es eine Kombination aus beiden Faktoren ist, die das Ergebnis, sprich die Intelligenz, bedingen. So hat Intelligenz eine genetische Komponente, die aufgrund der Erbanlagen wesentliche Voraussetzungen für die Intelligenzentwicklung liefert. Gleichzeitig unterliegt ein Kind während seines Sozialisationsprozesses Einflüssen durch seine direkte und indirekte Umwelt, weshalb auch Erziehung, Ernährung, das soziale Umfeld, wirtschaftliche Verhältnisse wie auch Lernprozesse einen wesentlichen Teil zur Intelligenzentwicklung beitragen.

Trotz dieses gefundenen Konsenses gibt es jedoch noch immer Wissenschaftler, die eine der beiden Intelligenztheorien als einzig geltende ansehen.

Die Intelligenzdiagnostik

Im Rahmen vielerlei psychologischer Auffälligkeiten zeigt sich eine Feststellung der vorhandenen Intelligenz als sinnvoll. Entsprechend wurden verschiedene qualitative und quantitative Forschungsmethoden zu dieser Thematik entwickelt.

Die Ursprünge haben sie alle im Jahr 1905, als Binet einen Test zum Intelligenzalter entwickelte, der 1908 eine Überarbeitung erfuhr. Mittels des Intelligenzalters und der hierfür skizzierten Testverfahren sollten eine Intelligenzalterabweichung nach oben oder unten sowie eine –gleichstellung ermittelbar werden.

Diese Vorgehensweise fand jedoch ziemlich schnell ihre Kritiker, da gerade im Kindes- und Jugendalter die verschiedenen Altersstufen maßgeblich beeinflussend auf die Ergebnisse dieser Messverfahren einwirken. So ist ein dreijähriges Abweichen nach unten von der geltenden Intelligenznorm einer repräsentativen Vergleichsgruppe im Alter von 15 Jahren weit weniger auffallend als dies bei einem sechsjährigen Kind zu erwarten wäre.

Entsprechend entwickelte Stern im Jahr 1912 den Intelligenzquotienten als Maß für den Entwicklungsstand von Kindern. Dabei werden das Intelligenzalter sowie das Lebensalter in ein Verhältnis zueinander gesetzt, aus dem sich die intellektuelle Intelligenz ermitteln lässt.

Als Auswertungskriterien gelten:

IQ Auswertung
über 130 überdurchschnittlich hohe Intelligenz
120 – 129 sehr hohe Intelligenz
110 – 119 hohe Intelligenz
90 – 109 durchschnittliche Intelligenz
80 – 89 niedrige Intelligenz
70 – 79 sehr niedrige Intelligenz
unter 70 überdurchschnittlich niedrige Intelligenz

Das zentrale Messinstrument zur Feststellung des Intelligenzquotienten entspringt der quantitativen Forschungsmethodik und wird im Konkreten durch den Intelligenztest realisiert. Qualitative Methoden nach Piaget finden nur noch punktuell ihre Anwendung.

Flüssige und kristalline Intelligenz

Während die Intelligenzmessung und –einteilung gemäß des Intelligenzquotienten eher der pädagogischen Diagnostik entspringt, hat man vor allem für die Zielgruppe höheren Alters eine eigene Einteilung des Intelligenzbegriffes unternommen. Demnach gilt es zu unterscheiden in

Die flüssige Intelligenz
Diese macht es möglich, sich problemlos auf neue und unbekannte Situationen einzustellen und einzulassen. Sie umfasst die Kombinationsfähigkeit und die geistige Vitalität, nimmt jedoch mit fortschreitendem Lebensalter zunehmend ab.

Die kristalline Intelligenz
Sie beinhaltet alles, was man mit der Weisheit des Alters bezeichnet und umfasst die Allgemeinbildung, die Ausdrucksfähigkeit, vorhandene Erfahrungen und die Möglichkeit, diese in der Praxis anzuwenden.

In welcher Ausprägung die flüssige oder kristalline Intelligenz messbar ist, hängt untrennbar von der Grundlagenbegabung des Menschen, seiner Bildung, der beruflichen Trainingsoption, dem Gesundheitszustand und der sozialen Umgebung und ihrem Stimulationspotenzial ab.